Ostschweiz

Gefahr durch tauenden Permafrost: SAC will mit Studie Klarheit schaffen

Klimawandel

Gefahr durch tauenden Permafrost: SAC will mit Studie Klarheit schaffen

· Online seit 13.10.2022, 06:02 Uhr
Den SAC-Hütten könnte wortwörtlich der Boden unter den Füssen wegschmelzen. Wegen des schmelzenden Permafrosts sinkt die Stabilität des Baugrunds. Erste Hütten mussten bereits geschlossen werden. Der SAC will nun mit einer Studie prüfen, welche Hütten betroffen sind. Auch im FM1-Land könnte es kritisch werden.
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Dieser Sommer hat es gezeigt: Der Klimawandel verändert die alpine Landschaft rasant. Denn nicht nur die Gletscher schmelzen, sondern auch der Permafrost taut auf. Das hat auch Folgen für die SAC-Hütten. Ihnen bröckelt nun wortwörtlich der Boden unter den Füssen weg. Denn durch das Auftauen sinkt die Stabilität des Baugrunds der Hütte oder der umliegenden Hänge. In diesem Sommer musste beispielsweise bereits die Mutthornhütte bei Lauterbrunnen geschlossen werden, weil der Fels oberhalb der Hütte bröckelt und Felssturzgefahr droht.

Studie soll Klarheit bringen

Dieses Schicksal könnte weiteren Hütten drohen. Um sich ein genaues Bild der Lage zu verschaffen, hat der SAC nun eine Studie in Auftrag gegeben, wie es in der Clubzeitschrift «Die Alpen» heisst. «So sollen die potenziell gefährdeten Hütten ausfindig gemacht werden», erklärt Ulrich Delang, Bereichsleiter Hütten beim SAC, gegenüber FM1Today. Untersucht werden schweizweit rund 90 Standorte von SAC-Hütten, welche oberhalb von 2400 Metern über Meer liegen. Im FM1-Land sind das beispielsweise die Cavardirashütte bei Disentis oder auch die Chamonna Lischana südlich von Scuol. Auch die Zustiegsrouten zu den Hütten werden unter die Lupe genommen.

Mehrere Schritte bis zum Ziel

Für die Studie verantwortlich ist Peter Mani, Geograf sowie Naturgefahren- und Klimawandelexperte. Mani, selbst Mitglied der SAC-Hüttenkommission, unterteilt die Studie in mehrere Schritte. In einem ersten Schritt werden die Hüttenstandorte mit einer Permafrost-Hinweiskarte abgeglichen. Die Datengrundlage dafür hat das Schweizer WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF in Davos erarbeitet. In diesem Schritt soll evaluiert werden, welche Hütten potenziell gefährdet sind.

Die Standorte, die in diesem Filter hängen bleiben, werden dann genauer unter die Lupe genommen. Denn beim Permafrost wird unterschieden, wie Mani erklärt: «Wir unterscheiden zwischen Permafrost im Fels und Permafrost im Schutt.» Schmilzt der Permafrost im Felsen, ist dies meist weniger tragisch, ausser wenn steile Felspartien oberhalb der Hütte instabil werden und Steinschlag oder Felssturz droht. Anders ist es beim Permafrost im Schutt: «Wenn das Eis im lockeren Material schmilzt, dann kann das ganze instabil werden, weil das Eis, das vorher als Zement gewirkt hat, fehlt.»

Nach dieser Einschätzung werden dann, wo nötig, vor Ort Analysen des Permafrosts vorgenommen. Dies könne laut Mani mittels Bohrungen oder geophysikalischer Untersuchungen durchgeführt werden. Erst dann wird entschieden, ob eine Hütte mit baulichen Massnahmen geschützt, verschoben oder gar ganz geschlossen werden muss.

Exodus bleibt vermutlich aus

Droht also nun der SAC-Hütten-Exodus? «Nein, davon gehe ich nicht aus», sagt Ulrich Delang optimistisch. Die Anzahl der Hütten sollte nicht gefährdet sein. Delang gibt aber auch zu: «Vor fünf Jahren ging ich auch nicht davon aus, dass die Mutthornhütte geschlossen werden muss.»

veröffentlicht: 13. Oktober 2022 06:02
aktualisiert: 13. Oktober 2022 06:02
Quelle: FM1Today

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