Churwalden

Kanton informierte Gemeinde nicht über Corona-Ausbruch in Jugendlager

28.07.2020, 08:02 Uhr
· Online seit 28.07.2020, 07:54 Uhr
Viele Bewohner der Gemeinde Churwalden sind verärgert. Der Kanton Graubünden informierte die Gemeinde nicht darüber, dass sie der Infektionsherd eines Corona-Ausbruchs in einem Jugendlager war.
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Der lokale Arzt, die Gemeindepräsidentin und viele Einwohner in Churwalden fühlen sich vom Kanton Graubünden hintergangen, heisst es in einem Artikel der Südostschweiz. So mussten die Einwohner von Churwalden über die Medien erfahren, dass das Musiklager Adonia, in dem sich mittlerweile 47 Jugendliche mit dem Coronavirus infizierten (FM1Today berichtete), in ihrer Gemeinde stattfand. Das kantonale Gesundheitsamt informierte die Gemeinde bewusst nicht darüber.

Keine Information wert

Rudolf Leuthold, Leiter des kantonalen Gesundheitsdepartements, verteidigt das Vorgehen. «Was hätte diese Information für einen Wert für die Gemeinde?» Die Kinder seien schliesslich nicht mehr im Lager gewesen, als bei ihnen Covid-19 diagnostiziert wurde. «Wir hätten die Gemeinde selbstverständlich informiert, wenn die Kinder noch vor Ort gewesen wären», sagt Leuthold gegenüber der Südostschweiz. Das Lager dauerte bis zum 18. Juli.

Die Abklärungen des Kantons ergaben, dass eine mögliche Ansteckung bei der einheimischen Bevölkerung unwahrscheinlich war. Die kranken Kinder und Betreuer hätten sich nie länger als 15 Minuten mit weniger als 1,5 Meter Abstand unter den Bewohnern bewegt.

«Es könnten noch mehr Fälle dazukommen»

Leuthold kann verstehen, dass sich einige durch das Nicht-informieren vor den Kopf gestossen fühlen. In seinen Augen habe man aber richtig gehandelt. «Unsere Informationspolitik besagt: Wir informieren nur diejenigen, die betroffen sind.» Das Gesundheitsamt stand mit den Gemeinden Davos und Obersaxen in Kontakt, weil da Abschlusskonzerte vom Lager stattfanden. «Hätte es in Churwalden ein Konzert gegeben, hätten wir auch da die Gemeinde informiert.»

Inzwischen zählt das Musiklager 47 bestätigte Corona-Fälle, rund 200 Personen befinden sich in Quarantäne. «Es könnten aber noch einige mehr dazukommen», sagt Leuthold.

(red.)

veröffentlicht: 28. Juli 2020 07:54
aktualisiert: 28. Juli 2020 08:02
Quelle: FM1Today

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