Tourismus

Run auf Ferienwohnungen hält im zweiten Coronajahr an

29.01.2021, 05:46 Uhr
· Online seit 29.01.2021, 05:42 Uhr
Schon im letzten Jahr haben Schweizerinnen und Schweizer mehr Ferienwohnungen und -häuser gebucht als in den Jahren davor. Aufgrund der anhaltenden Coronakrise könnte sich dieser Trend 2021 wiederholen und langfristig anhalten.
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2020 war das Jahr, in dem Schweizerinnen und Schweizer ihre Ferien im eigenen Land verbracht haben. Statt Argentinien gabs Appenzell, statt Sansibar gabs Sils Maria. Die heimischen Feriengäste waren für die Tourismusregionen aufgrund der ausfallenden Gäste aus dem Ausland ein Segen. Hoteliers sprachen zum Teil gar vom «besten Juli aller Zeiten».

Doch nicht nur Hoteliers freuten sich über Schweizer Gäste. Auch die Vermietung von Ferienwohnungen und -häusern erlebte einen regelrechten Boom. «2020 war ein starkes Jahr und wir gehen davon aus, dass sich dies 2021 wiederholen wird», sagt Bianca Gähweiler, Medienverantwortliche beim Ferienwohnungsvermittler Interhome. Im Vergleich zu 2019 haben doppelt so viele Schweizerinnen und Schweizer eine Ferienwohnung in der Schweiz gemietet. Und auch das Angebot wachse immer weiter.

Nachfrage stark gestiegen

Der Anbieter E-Domizil stellt im Vergleich zum Buchungsstand im Januar 2020 in diesem Jahr ein deutliches Plus fest. Für Juni gibt es aktuell 137 Prozent mehr Buchungen, für Juli 99 Prozent mehr und für August 25 Prozent mehr Buchungen. E-Domizil bietet in der Schweiz rund 14'000 Ferienwohnungen an. «Graubünden ist unser beliebtester Reisekanton. Die Ostschweiz ist mit Heidiland und Toggenburg ebenfalls gerne gebucht», schreibt E-Domizil auf Anfrage. Ausgebuchte Regionen gebe es für diesen Sommer aber noch nicht. «Es wird eher kurzfristiger gebucht als noch vor der Pandemie.»

Auch bei Reka-Ferien, die in der Schweiz rund 1200 Ferienwohnungen vermitteln, zeichnet sich für 2021 eine gesteigerte Nachfrage ab, wie Damian Pfister, Leiter von Reka-Ferien, sagt: «Für die Sommermonate haben wir aktuell rund 20 Prozent mehr Anfragen als im letzten Jahr. In der Ostschweiz und Graubünden ist die Nachfrage leicht höher, gefolgt vom Wallis.» Noch seien die Wohnungen in keinen Regionen ausgebucht. «Insbesondere während der Sommerschulferien ist die Auslastung jedoch bereits sehr hoch, einzelne Feriendörfer sind bereits ausgebucht.»

Trotz der gesteigerten Nachfrage versichern die drei Anbieter, die Preise für ihre Angebote nicht nach oben angepasst zu haben. «Unsere Preise sind stabil und die meisten Verträge wurden bereits vor Corona abgeschlossen», sagt Bianca Gähweiler. Durch die Coronakrise verspricht sie sich eine langfristige Steigerung der Nachfrage: «Es ist möglich, dass die Hygienemassnahmen und das Social Distancing auch nach Corona noch Bedürfnisse sein werden. In einer Ferienwohnung können diese besser umgesetzt werden.»

2020 durchschnittlich 70 Prozent mehr Ankünfte

Eine komplette Verlagerung der Hotelbuchungen auf Ferienwohnungen kann man bei Graubünden Ferien nicht bestätigen. «Hingegen ist es so, dass im zweiten Halbjahr 2020 in Graubünden Ferienwohnungen stark nachgefragt waren. Dies ergaben die mehrfachen Rückmeldungen aus den Destinationen im Verlauf des zweiten Halbjahres», sagt Luzi Bürkli, Leiter der Unternehmenskommunikation von Graubünden Ferien, gegenüber FM1Today.

Eine Auswertung der von Graubünden Ferien für zehn Bündner Destinationen betreuten Buchungsplattform «TOMAS» zeigte bei den Ferienwohnungen und Ferienhäusern im Zeitraum Juli bis Dezember 2020 durchschnittlich 70 Prozent mehr Ankünfte gegenüber der gleichen Zeit im Vorjahr. «Ausserdem wurden die Ferienwohnungen im zweiten Halbjahr 2020 durchschnittlich etwa 30 Tage kurzfristiger gebucht. Normalerweise werden Ferienwohnungen im Durchschnitt etwa 90 Tage im Voraus gebucht, für den Zeitraum Juli bis Dezember 2020 waren es etwa 60 Tage»

Erhöhtes Bedürfnis nach Sicherheit und Abstand

Den Trend hin zu Ferienwohnungen erklärt sich Luzi Bürkli mit dem erhöhten Bedürfnis nach Sicherheit und Abstand. «Der Wunsch nach ‹Ferien in den eigenen vier Wänden› lässt sich in Ferienwohnungen gut erfüllen. Zudem ist das Angebot sehr breit. Graubünden zählt rund 60'000 bis 70'000 Ferien- und Zweitwohnungen.» Trotz dieser zahlreichen Ferienwohnungen habe die Nachfrage das Angebot im Sommer und Herbst 2020 zeitweise überschritten.

Die Leidtragenden dieses Trends dürfte die ohnehin schon gebeutelte Hotellerie sein. Doch diese Entwicklung könnte auch eine Chance bedeuten, wie Bürkli sagt: «Wenn es Gästen in Ferienwohnungen gefällt, kommen sie in späteren Jahren allenfalls auch mal in ein Hotel zurück – und umgekehrt.» Zudem sei die Nachfrage an Ferienwohnungen bei internationalen Gästen deutlich weniger ausgeprägt.

Traumsommer 2020 wiederholbar?

Ob die Hotellerie wie auch Anbieter von Ferienwohnungen ähnlich starke Zahlen wie 2020 verzeichnen können, kann nicht vorausgesagt werden. Dessen ist sich auch Luzi Bürkli bewusst: «Es hängt alles vom weiteren Verlauf der Corona-Pandemie in der Schweiz und in den Nachbarländern ab. Buchungen insbesondere in der Hotellerie sind extrem kurzfristig. Die Unsicherheit ist aktuell gross.»

veröffentlicht: 29. Januar 2021 05:42
aktualisiert: 29. Januar 2021 05:46
Quelle: FM1Today

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