Seit fast eineinhalb Jahren können in der Schweiz Jugendliche mit 17 Jahren den Lernfahrausweis der Kategorie B beantragen. Grund dafür ist ein Beschluss des Bundesrats von Ende 2018. Um die Verkehrssicherheit zu erhöhen, wurde beschlossen, dass unter 20-Jährige neu eine Lernphase von einem Jahr durchlaufen müssen, bevor sie die praktische Autoprüfung machen dürfen. Damit der Führerausweis trotzdem mit 18 Jahren erworben werden kann, hatte der Bundesrat das Alter für den Erwerb des Lernfahrausweises herabgesetzt.
Doch wird diese Möglichkeit von den Ostschweizer Jugendlichen genutzt? Ja, wie eine Umfrage von FM1Today bei den Strassenverkehrsämter der Region zeigt. Allerdings gibt es in den Kantonen Unterschiede.
Ausserrhoden Spitze, St.Gallen Schlusslicht
Ganz vorne mischt der Kanton Appenzell Ausserrhoden mit. Im Halbkanton wurden bis zum 2. Juni 2022 insgesamt 298 Lernfahrausweise ausgestellt, erklärt das Strassenverkehrsamt auf Anfrage von FM1Today. 82 Prozent davon gingen an unter 18-Jährige.
Auch im Kanton Graubünden wollen die Jugendlichen hinters Steuer. «Seit Jahresbeginn 2021 wurden 3120 Lernfahrausweise ausgestellt», heisst es beim Bündner Strassenverkehrsamt. Über 47 Prozent (1480) davon wurden an unter 18-Jährige ausgestellt.
Im Kanton St.Gallen sind es vergleichsweise wenig. «Im Kanton St.Gallen wurden seit der Einführung der neuen Regelung bis Ende Mai 2022 insgesamt 13'150 Lernfahrausweise ausgestellt. 31 Prozent (4097) davon wurden von unter 18-Jährigen beantragt», so das St.Galler Strassenverkehrsamt.
Detaillierter Blick im Thurgau
Eine detailliertere Sicht erlaubt der Kanton Thurgau. Im Jahr 2020, also vor der neuen Regelung, wurden insgesamt 3605 Lernfahrausweise ausgestellt. Im Jahr 2021 wurden total 4636 Exemplare ausgehändigt. Davon gingen fast 29 Prozent (1343) an Personen mit dem Jahrgang 2004. «Im laufenden Jahr wurden bisher 1184 Ausweise ausgestellt, wovon 436, also 36 Prozent, an Personen mit dem Jahrgang 2005 ausgestellt wurden», so das Amt gegenüber FM1Today.
Jedoch geht man beim Kanton Thurgau davon aus, dass in diesem Jahr weniger Lernfahrausweise als in den Vorjahren ausgestellt werden, so Alessandro Tani, Leiter des Strassenverkehrsamtes Thurgau.
Als Grund nennt Tani die Sonderregelung für den Jahrgang 2003: «Wer im Jahr 2021 das 18. Altersjahr vollendete und den Lernfahrausweis der Kategorie B in diesem Jahr erwarb, durfte ab dem 18. Geburtstag zur praktischen Führerprüfung zugelassen werden, auch wenn er den Lernfahrausweis noch nicht während eines Jahres besass.» Der Anstieg in den Kantonen könnte also auch damit zusammenhängen, dass viele noch die einjährige Lernphase umgehen wollten.
(mma)