Einkaufstouristen in Dornbirn

«Die lange Durststrecke ist endlich vorüber»

15.06.2020, 18:40 Uhr
· Online seit 15.06.2020, 17:17 Uhr
Nach fast genau drei Monaten dürfen Schweizerinnen und Schweizer wieder in Österreich und Deutschland einkaufen. Bei einem Augenschein im Messepark Dornbirn zeigt sich, dass die Lust, im Ausland einzukaufen, allerding noch etwas gehemmt zu sein scheint.
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«Ich wohne zwar schon seit 30 Jahren in der Schweiz, aber ich habe noch immer Sehnsucht, deshalb kaufe ich gerne in Dornbirn ein», sagt Gabi Winterhalter aus Rebstein, die ursprünglich aus Dornbirn kommt. «Ich habe mich gefreut, dass ich wieder kommen darf.»

Wie sie sind am Tag der Grenzöffnung zu Österreich und Deutschland viele Schweizerinnen und Schweizer über die Grenze gegangen. Wer allerdings mit einem grossen Ansturm auf die Läden rechnete, behielt Unrecht. Die Warenhäuser wurden nicht überrannt, auch am Zoll gab es weder Stau noch lange Schlangen vor den Stempelbüros.

Quelle: tvo

«Potenzial für einen historischen Tag»

Die Freude über die Grenzöffnung ist nicht nur bei den Schweizer Schnäppchenjägern gross, sondern auch bei den Vorarlbergern. «Ich glaube, der 15. Juni hat das Potenzial, zu einem historischen Tag zu werden unter der Voraussetzung, dass wir nicht irgendwann wieder vor geschlossenen Grenzen stehen», sagt Marco Tittler, Landesrat für Wirtschaft in Vorarlberg.

Gross ist die Freude auch bei den Inhabern von Geschäften und Einkaufszentren. «Wir freuen uns sehr, dass die Schweizer wieder zu uns kommen dürfen», sagt Burkhard Dünser, Geschäftsleiter des Messeparks in Dornbirn. «Es war eine lange Durststrecke, der Anteil an Schweizerinnen und Schweizern im Messepark beträgt rund 20 Prozent, wenn das fehlt, spürt man das.»

Lebensmittel, Hygieneartikel, Zigaretten

Auch Annette Schweizer aus Rorschach freut sich, dass sie ihre neu gewonnene Freiheit geniessen kann. «Man kann wieder hin, wo man möchte. Es ist wieder wie vorher, das freut mich sehr.» Eigentlich sässe sie mit ihrem Mann jetzt in Moskau in den Ferien. «Wir hätten diese Woche Ferien, die geplante Flussfahrt durch Russland ist aber ausgefallen. So geniessen wir den ersten Ferientag jetzt hier.»

Eingekauft wurden vor allem Lebensmittel, Drogerieprodukte und Zigaretten. «Die Preise machen schon etwas aus. Klar verdienen wir unser Geld in der Schweiz, aber das Preisniveau ist bei gewissen Waren einfach deutlich tiefer», sagt Nusraita Ferratovic aus Eggersriet.

Das Preisniveau liegt rund 20 Prozent unter jenem der Schweizerinnen und Schweizer. «Daher sind wir attraktiv für Schweizer Gäste und wir freuen uns auf Besuch», sagt Burkhrad Dünser.

Bodensee-Raum ist wieder vereint

Nicht nur wirtschaftlich ist die Grenzöffnung wichtig für Vorarlberg, auch gesellschaftlich können sich die drei Bodensee-Länder Schweiz, Österreich und Deutschland jetzt wieder annähern. «Wir setzen uns schon lange dafür ein, dass der Bodensee-Raum ein Lebens- und Wirtschaftsraum wird und da sind geschlossene Grenzen natürlich sehr kontraproduktiv, nicht nur in der wirtschaftlichen, sondern auch in der gesellschaftlichen Dimension», sagt Marco Tittler.

Dies sehen auch die Schweizer Politikerinnen und Politiker so. Bedenken haben die Schweizer Ladenverbände wie beispielsweise Pro City St.Gallen. «Grundsätzlich schadet der Einkaufstourismus der ganzen Schweiz», sagt Präsident Ralph Bleuer (das ganze Interview gibt es hier).

Die Vorarlberger Kollegen verstehen die Bedenken, ein schlechtes Gewissen haben sie kaum.  «Wenn man bedenkt, dass es in den 70er-Jahren genau umgekehrt war, haben wir viel aufzuholen. Jeder ist selbst für sich verantwortlich», sagt Burkhard Dünser.

veröffentlicht: 15. Juni 2020 17:17
aktualisiert: 15. Juni 2020 18:40
Quelle: FM1Today

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