Die Nerven liegen blank: Ist der Kanton St.Gallen überfordert?
Es ist ein Fall, wie es ihn im Kanton St.Gallen derzeit wohl häufiger gibt. In einem Betrieb ist es zu einer Corona-Infektion gekommen, die engsten Kontaktpersonen werden aufgefordert, einen Corona-Test zu machen. Das war am Freitag.
Mittwochmorgen. Das Testresultat ist noch immer nicht da. Die getestete Person musste seither normal weiter arbeiten, schliesslich ist die Personalsituation im Betrieb angespannt, in der Zwischenzeit gibt es dort über zehn weitere Corona-Fälle.
Auskunft zu persönlichen Daten
Da FM1Today die Geschichte mitbekommen hat, fragen wir bei der Kantonsärztin am Mittwoch nach. Doch diese kann den ganzen Tag keine Auskunft geben, verständlich, schliesslich ist auch sie in dieser Zeit besonders gefordert.
Allerdings kann uns beim Gesundheitsdepartement niemand die Fragen zeitnah beantworten. Zum konkreten Fall heisst es: «Geben Sie uns doch den Namen der Person, dann schaue ich kurz im System nach und kann Ihnen gleich sagen, ob sie positiv oder negativ ist.» Dass uns – ohne explizite Einwilligung der betroffenen Person – einfach ein Testresultat bekannt gegeben würde, ist ein Skandal, der so nicht vorkommen dürfte. Weitere Anfragen, auch zu diesem Umstand, werden am Mittwoch nicht mehr beantwortet.
«Solche Anfragen haben tiefe Priorität»
Erneute Anfrage am Donnerstagmorgen. Erneut schicken wir alle Fragen schriftlich, wenig später fragen wir telefonisch nach, wann wir mit einer Antwort rechnen dürfen. Doch die Medienstelle blockt ab. Die Fragen seien bereits mehrfach beantwortet worden. Sowieso wisse man beim Kanton nicht, wieso wir diese stellen würden. Und: «Solche Anfragen haben bei uns ganz tiefe Priorität, schliesslich haben wir eine Corona-Pandemie zu bekämpfen.»
Fehler passieren, der Umgang damit ist entscheidend
Die Nerven liegen offenbar blank. Es scheint, dass der Kanton St.Gallen völlig überfordert ist. Zur Bekämpfung einer Pandemie gehört auch klare und offene Kommunikation. Einmal mehr gibt der Kanton keine gute Figur ab. Dass dann am Donnerstag die aktuellen Todesfall-Zahlen zuerst dreimal zu hoch kommuniziert werden und später korrigiert werden müssen, ist nur ein weiteres Puzzleteil.
Fehler passieren, die Medien dürfen bei ihren Anfragen auch mal auf einen späteren Zeitpunkt vertröstet werden. Der Umgang mit diesen Fehlern und der Ton bei der Kommunikation lassen den Kanton St.Gallen derzeit (leider) in einem äusserst schlechten Licht erscheinen. Und das ist etwas, das gerade in einer solch hektischen und unsicheren Zeit nicht gerade optimal ist.
Übrigens: Die eingangs erwähnte Person bekam einen negativen Bescheid. Nachdem sie selbst beim Hausarzt nachfragte.