Spital Wattwil

«Die Weiterverwendung des Spitals bleibt völlig offen»

18.08.2021, 19:16 Uhr
· Online seit 18.08.2021, 17:52 Uhr
Das Spital Wattwil schliesst Ende März 2022 über ein Jahr früher als ursprünglich geplant. Der Pflegeverband hält die Pläne für «grobfahrlässig».

Quelle: tvo

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Das Spital Wattwil hat seine Zukunftsperspektive verloren. Das geplante Kompetenzzentrum für Gesundheit, Notfall und spezialisierte Pflege (GNP) wird nicht realisiert. Dies ist seit rund einem Monat bekannt. Diese Nachricht habe das Fass zum Überlaufen gebracht, sagt Felix Sennhauser, Verwaltungsrat Spitalverbund Kanton St.Gallen, gegenüber FM1Today.

Weiterverwendung des Spitals hängt an der Gemeinde

Als Folge darauf haben viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gekündigt. Die meisten sehen keine Perspektive. Die Fluktuationsraten wurden nochmals erhöht und das Spital Wattwil muss mit weiteren Kündigungen rechnen. «Andererseits bleibt die Weiterverwendung des Spitalgebäudes völlig offen – das hängt jetzt an der Gemeinde», so Sennhauser.

Spitalverbund bereits mit Personalverbänden im Gespräch

Dem St.Galler Spitalverbund gehe es jetzt darum, einen geordneten Schliessungsprozess mit Patientensicherheit sicherzustellen. «Die Patientinnen und Patienten müssen bis zum Schluss qualitativ gut versorgt werden», sagt Sennhauser. Die Mitarbeitenden wissen, was auf sie zukommt. «Wir sind im Gespräch mit ihnen und den Personalverbänden: Es geht darum, allen Perspektiven zu bieten, sei es in Wil oder in einem anderen Spital.» Seitens der Geschäftsleitung werde es trotzdem zu Kündigungen kommen: «Da sind wir in der Pflicht, mit dem Sozialplan einen Weg zu finden – miteinander.»

Man müsse einen Weg aus der unglücklichen Situation suchen, so Sennhauser. Derzeit sei es wichtig, die Notfallversorgung zu sichern, hier müsse rasch eine Nachfolgelösung besprochen werden. «Die Versorgung der Bevölkerung muss auch in Zukunft sichergestellt werden.»

«Ich finde es grobfahrlässig»

Laut Alexandra Akeret, Gewerkschaftssekretärin des Verbands des Personal öffentlicher Dienste Ostschweiz (VPOD), werden 100 von 140 Stellen abgebaut. Sie sagt: «Das ist wahnsinnig viel. 40 sollen in Wil übernommen werden.» Nach der Schliessung des Spitals Heiden und diversen anderen Spitälern werde es vor allem für die Jobsuche in der Hauswirtschaft oder an der Rezeption schwierig. Sie fügt hinzu: «Spitäler werden geschlossen, Der Standort Wil wird bald umgebaut und die Corona-Zahlen steigen wieder – ich finde es grobfahrlässig, was passiert.» Akeret fordert, dass alle an einen Tisch sitzen und eine gute Lösung für das Toggenburg finden.

Berit-Klinik im Gespräch

Genau dieses «miteinander an einen Tisch sitzen» geschieht diesen Freitag: Die St.Galler Regierung sucht mit allen Beteiligten das Gespräch. «Momentan ist alles noch offen, wir beginnen wieder bei Null. Nur der Notfall wird sicherlich immer gewährleistet sein», sagt Bruno Damann, Vorsteher des St.Galler Gesundheitsdepartements. Bei der Sitzung will die Regierung hören, was die Gemeinde Wattwil nun plant.

Die Gemeinde Wattwil hatte die Berit-Klinikgruppe für ein medizinisches Zentrum mit ambulanter Tagesklinik und weitere Partner vorgeschlagen. Ob diese Nachfolgelösung schon spruchreif ist, ist noch nicht klar. «Jetzt muss man schauen, was die Berit-Klinik überhaupt macht. Mehr als eine Tagesklinik wird für sie nicht möglich sein. Als Spital wird Wattwil nicht mehr existieren», sagt Damann.

Für Akeret wäre die Berit-Klinik die falsche Lösung: «Es kann nicht sein, dass ein öffentliches Spital schliesst und durch ein privates ersetzt wird – das geht unseres Erachtens nicht.» Auch der Rahmenmassnahmenplan des Kantons sei ein mittlerer Skandal. «Wir können nicht in eine Sozialplanverhandlung gehen, weil wir am Rahmenmassnahmenplan nichts ändern dürfen, aber dieser Plan genügt nicht.» Die VPOD erhofft sich aus dem Gespräch von Freitag Klarheit über diese zwei Punkte.

veröffentlicht: 18. August 2021 17:52
aktualisiert: 18. August 2021 19:16
Quelle: FM1Today

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