«Neger»-Wagenbauer verteidigt seinen Fasnachts-Spruch
Quelle: TVO
Der Fasnachtswagen von Walter Brandstetter ist in der ganzen Schweiz bekannt. Nicht etwa, weil er besonders originell ist, nein, wegen des Spruchs «Wie viele ‹Neger› brauchen wir in St.Gallen» auf dem Anhänger. Damit wollte der 71-Jährige an der Wangser Fasnacht teilnehmen (FM1Today berichtete).
Auf Anordnung der Fasnachtsgesellschaft musste er das Wort «Neger» überkleben, die Polizei hat Ermittlungen wegen Verstosses gegen die Rassismusstrafnorm aufgenommen. Mit dem Spruch war auch Nirosh Manoranjithan von der FDP Sarganserland angesprochen, dessen Bild prominent daneben aufgeklebt war.
«Unterste Schublade»
Nirosh Manoranjithan, der sri-lankische Wurzeln hat, sagt: «An der Fasnacht werden gewisse Leute hoch genommen. Das ist völlig normal. Aber hier dachte ich schon: Das ist unterste Schublade. Schliesslich haben wir das Jahr 2020. So zurückgeblieben sind wir doch nicht.»
Kein Problem mit dem Spruch sieht der Wagenbauer selbst. Brandstetter sagt gegenüber TVO: «Ich brauchte ein kurzes Wort. Ich habe ja alles von Hand auf den Wagen geschrieben. Mit einem langen Wort hätte ich mehr Arbeit gehabt.» Dass sich Manoranjithan angesprochen fühlt, versteht Brandstetter nicht: «Der dunkelhäutige Mann ist ja kein Neger. Er stammt nicht von Afrika. Deshalb sehe ich auch nicht ein, wieso er sich betroffen fühlt.»
Umzug ohne Wagen
Diese Argumentation lässt Nirosh Manoranjithan nicht gelten: «Jeder normal denkende Mensch sieht doch den Zusammenhang.» Am Umzug vom Dienstag in Wangs durfte Brandstetter nicht mehr mitfahren, das hat die Fasnachtsgesellschaft so entschieden. Marco Ackermann, der Präsident, sagt dazu: «Das war ein bewusster Entscheid, obwohl man das Wort nicht mehr lesen kann. Aber mittlerweile weiss ja so ziemlich jeder, was da stand.»
Das Fasnachtssujet auf dem Wagen Brandstetters hat so oder so ein Nachspiel: Die Polizei ermittelt und Nirosh Manoranjithan will ebenfalls Anzeige erstatten. Ausserdem prüft die FDP Sarganserland noch eine Anzeige.
(red./TVO)