Apfelernte

«Grosse Unsicherheit» – Bauern müssen ohne rumänische Helfer auskommen

17.08.2020, 16:00 Uhr
· Online seit 17.08.2020, 15:54 Uhr
Trotz einer vielversprechenden Ernte könnte es für die Thurgauer Apfelbauern ein schwieriges Jahr werden. Wegen der Corona-Einschränkungen müssen sie Ersatz für ihre erfahrenen Erntehelfer aus dem Ausland finden.
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«Es ist eine schwierige Situation, mit der wir es gerade zu tun haben.» Stefan Anderes, Obstproduzent aus Egnach und Medienverantwortlicher des Thurgauer Obstverbandes, spricht von den zahlreichen Erntehelfern, die dieses Jahr im Apfelkanton fehlen könnten.

Zehntägige Quarantänepflicht

Grund sind die Einreisebeschränkungen aufgrund der Coronakrise. So steht etwa Rumänien auf der Quarantäneliste des Bundes. Sprich: Ein rumänischer Erntehelfer muss sich, bevor er seine Arbeit aufnehmen kann, zehn Tage in Quarantäne begeben. Eine abschreckende Bestimmung sowohl für die Bauern als auch die Helfer.

Obstbauern in der Ostschweiz werden insbesondere von Rumänen, Polen, Slowaken und Tschechen unterstützt. Auf Anderes' Hof arbeiten ab September neben seinen Angestellten aus der Region auch sechs tschechische Erntehelfer. «Ich denke, das sollte kein Problem sein. Aber auch ich bin ständig auf der Hut, denn die Lage könnte sich laufend ändern.»

Von Kollegen hat Anderes gehört, dass diese wegen der Corona-Bestimmungen ihr Personal umplanen müssen. «Es gibt viele Arbeitskräfte, die Respekt davor haben, unter diesen Voraussetzungen in die Schweiz zu kommen.» Es sei ausserdem eine Lohnfrage, wenn jemand zuerst zehn Tage in Quarantäne ausharren müsse. «Alles ist mit grossen Unsicherheiten verbunden.»

«Wir helfen gegenseitig aus»

Die Landwirte versuchen jetzt, Erntehelfer aus der Schweiz oder anderen Ländern für die diesjährige Apfelernte zu gewinnen, wie Anderes sagt. «Wir helfen uns bei Bedarf auch gegenseitig aus.» Wer Leute aus der Region finde, fahre am besten. «Aber auch bei ihnen kann natürlich das Coronavirus zuschlagen, eine komplette Sicherheit hat man nie.»

Die Erntehelfer aus Osteuropa sind für die Obstproduzenten eine wichtige Stütze. «Kollegen von mir beschäftigen Rumänen, die schon 20 Jahre hier sind. Nun ändert sich auf einmal die Situation. Es ist nicht einfach, solche Leute zu ersetzen, die im System derart etabliert sind.»

Diesen Herbst wird im Thurgau eine grosse Apfelernte erwartet. «Wir sind deshalb auf die Arbeitskräfte angewiesen», sagt Anderes. Auch auf den Höfen sei man bemüht, die Abstands- und Hygieneregeln des Bundes einzuhalten.

veröffentlicht: 17. August 2020 15:54
aktualisiert: 17. August 2020 16:00
Quelle: FM1Today

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