Natallia Hersche will Gerichtszeichnerin werden

Es ist der September 2020, als Natallia Hersche in Belarus verhaftet wird. Die schweizerisch-belarusische Doppelbürgerin nahm an einer Protestkundgebung in Minsk gegen das Regime des Langzeit-Machthabers Alexander Lukaschenko teil. Grund dafür waren die manipulierten Wahlen.

Hersche wurde daraufhin in einem Schauprozess zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Die Schweiz versuchte danach, Hersche über den diplomatischen Weg zu befreien. Dies gelang aber erst nach 17 Monaten im Gefängnis. Im Februar 2022 war sie wieder auf freiem Fuss.

Nun widmet sich die ehemalige politische Gefangene in der Schweiz ihrer Leidenschaft: dem Zeichnen. TVO trifft Natallia Hersche in ihrer Ausstellung in einem Arboner Seniorenheim. Denn das Lieblingssujet von Hersche sind Menschen und die Spuren, welche das Leben auf ihnen hinterlässt. «Für mich ist es einfacher, ältere Menschen zu zeichnen – und auch interessanter», sagt Hersche gegenüber TVO. Es sind auch diese Werke, die Hersche in ihrer Ausstellung zeigt. Rund 20 Portraits von älteren Menschen fertigte sie dafür an. Drei der Zeichnungen entstanden sogar während ihrer Haft.

Natallia Hersche will nun ihre Leidenschaft zum Beruf machen. Sie will in der Schweiz als Gerichtszeichnerin arbeiten. Doch an solche Säle hat Hersche zumindest in Belarus keine guten Erinnerungen. Ihre Berufswahl habe aber auch nichts mit ihrer Haft zu tun: «Ich will einfach zeichnen. Das hat nichts mit meiner Vergangenheit zu tun, sondern mit meiner Zukunft. Ich möchte meine Leidenschaft leben.»

Was Hersche mit ihren Portraits auslösen will, erfährst du im Video.