Wie ein Räuber die Polizei jahrelang narrte

11.12.2018, 11:38 Uhr
· Online seit 11.12.2018, 07:10 Uhr
Er führte die Polizei jahrelang an der Nase herum. Jetzt drohen dem Tiroler Postkartenräuber bis zu 15 Jahre Haft. Am 18. Dezember muss er sich wegen 14 Raubüberfällen in Vorarlberg vor Gericht verantworten.
Krisztina Scherrer
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«Dass die mich nicht erwischt haben, obwohl ich eh so ‹botschert› war, ist für mich völlig unverständlich», sagt der 55-jährige Tiroler Peter K., genannt der Postkartenräuber. Er hat von 2008 bis 2015 mehrere Überfälle in Vorarlberg verübt. Diverse Male wurde er von der Polizei kontrolliert, ohne dass es zu einer Verhaftung kam. Peter K. berichtet von bizarren Situation mit der Polizei, dazu später mehr.

Postkarten an Polizei

Postkartenräuber wird der 55-Jährige genannt, weil er der Polizei Postkarten schrieb. Aus den Medien hatte er erfahren, dass die Polizei davon ausging, dass es sich bei dem Gesuchten um einen Vorarlberger handelte. «Um diesen Verdacht zu erhärten, habe ich mir einige Vorarlberger Begriffe angeeignet und Postkarten in Lustenau aufgegeben», sagt Peter K. gemäss den «Vorarlberger Nachrichten».

Räuber ist zurechnungsfähig

Letztes Jahr wurde der Tiroler bei einem Überfall festgenommen. Jetzt liegt das Gutachten der Gerichtspsychiaterin Adelheid Kastner vor. Peter K. sei zurechnungsfähig und nicht so stark kokainabhängig, wie er selbst behauptet. Für Kastner steht fest: Der Mann sei kein Fall für die Psychiatrie.

Zu gut für die Firma

Der 55-Jährige arbeitete einst als Maschinenschlosser auf Montage und verdiente gutes Geld. Wie die VN berichtet, kündigte er, weil er meinte, er sei zu gut für die Firma. Dann kam er auf die Idee mit den Raubüberfällen. Über die Jahre erbeutete er insgesamt 186'130 Euro. Mit dem Geld bestritt er seinen Lebensunterhalt, flog nach Amsterdam, weil da das Kokain günstiger war. Von der Beute sei nichts mehr übrig.

Polizei sei nichts aufgefallen

Dass die Polizei ihn nie erwischt hatte, findet der Tiroler witzig: Etwa 20 Mal habe man ihn kontrolliert und nie festgenommen. Einmal sei er in eine Kontrolle geraten und habe den Kofferraum öffnen müssen. Dort sei der Anzug drin gelegen, den er beim Überfall getragen hatte. Einmal habe der 55-Jährige die Beute auf der Beifahrerseite am Boden liegen gehabt, als er angehalten wurde. Doch der Polizei sei nichts aufgefallen.

«Saublöde» Aktion

Nach einem Überfall in Dornbirn ging Peter K. mit 21'000 Euro in den Messepark. Er wartete bis die Fahndung zu Ende war und ging seelenruhig zum Friseur. Nach seinem zehnten Raub bei der Sparkasse Lochau ging er am Bodensee spazieren. Einmal sei er mit dem Fahrrad geflüchtet, das Geld auf dem Gepäcksträger, als das Alarmpaket explodierte. Da sei er so erschrocken, dass er vom Velo gestürzt sei. Er erzählt, dass er sich gut vorgekommen sei. Jetzt klinge aber alles nur noch «saublöd». Er fügt verärgert hinzu: «Ich habe mir alles verpfuscht.»

veröffentlicht: 11. Dezember 2018 07:10
aktualisiert: 11. Dezember 2018 11:38
Quelle: sk

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