Sohn über toten Vater im Tram: «Er hat nicht gelitten»
Quelle: CH Media Video Unit / TeleZüri
«Das tröstende für mich ist, dass mein Vater dort sass, mit den Händen auf den Beinen, und eingenickt ist, als würde er schlafen», sagt David De Sandos zu «TeleZüri». De Sandos ist der Sohn des 64-Jährigen, der am Montag in einem Zürcher Tram verstorben ist (FM1Today berichtete). Der Schock bei der Familie sitzt tief. Vor allem deshalb, weil erst nach sechs Stunden eine junge Passagierin auf den toten Mann aufmerksam wurde.
«Irgendwann merkt man doch, dass etwas nicht stimmt»
«Ich weiss, er hat in diesem Moment nicht gelitten und er war auch nicht alleine.» Doch die Gefühle sind gemischt. «Irgendwann sollte man doch merken, dass hier etwas nicht stimmt», so der Sohn. Es friere ihn beim Gedanken, dass sein Vater so lange tot im Tram unterwegs war. «Man macht sich Gedanken, was man besser machen könnte, dass so etwas nicht passiert.»
«Kann Angst verstehen»
De Santos möchte niemandem die Schuld geben. «Es hätte jedem passieren können. Auch ich könnte in ein Tram steigen und abwesend sein, weil ich gerade am Handy oder etwas am lesen bin.» Er kann sich aber kaum vorstellen, dass so viele Personen, die ein- und ausgestiegen sind, den Vater nicht bemerkt haben. «Vielleicht hat man ein wenig Angst, das kann ich gut verstehen. Vielleicht hat man auch den Mut nicht. Ich weiss nicht, was einigen Leuten durch den Kopf geht.» Niemand habe sich verantwortlich gefühlt.
«Meinen Vater kann man nicht mehr zurückholen aber es hätte der Vater von jedem sein können», so der Sohn. Sein Wunsch wäre es, dass die Leute mehr Acht aufeinander geben. «So eine Situation darf nicht noch einmal passieren.»
(red.)