FC St.Gallen

«Quintillàs Abgang war unvermeidbar»

· Online seit 12.03.2021, 16:08 Uhr
Mit dem Spanier Jordi Quintillà (27) verliert der FC St.Gallen im Sommer zum zweiten Mal in Folge seinen Captain. Für Sportjournalist Dominic Ledergerber war dies unausweichlich. Er warnt aber: «Die Espen dürfen künftig keine Stars mehr ohne Ablöse ziehen lassen.»
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Die Bombe platzt am frühen Freitagnachmittag, auch wenn die Meldung nicht ganz unerwartet kommt: Captain Jordi Quintillà (27) hat sich dazu entschieden, das Angebot des FC St.Gallen zur Verlängerung seines Kontrakts auszuschlagen und sich stattdessen einen neuen Arbeitgeber zu suchen.

Wohin es den spanischen Mittelfeldspieler zieht, ist noch unklar, fest steht hingegen, dass die Espen für Quintillà keine Ablösesumme kassieren. Aus dem Umfeld des FC St.Gallen geht hervor, dass der Club mit seinem Angebot bis an die Schmerzgrenze gegangen sei. Dass er diese aber nicht überschreiten würde, war bei der finanziellen Linientreue von Präsident Matthias Hüppi schon im Voraus klar.

Gerüchten zufolge soll sich der FC Zürich intensiv um Quintillà bemühen. Die Verantwortlichen hoffen zwar, dass nach Silvan Hefti nicht noch ein Captain künftig die direkte Konkurrenz verstärkt – dass dessen Abgang aber unvermeidbar war, liegt auf der Hand.

Er kam aus Puerto Rico

Jordi Quintillà wurde in Barças berühmter Nachwuchsakademie «La Masia» ausgebildet, tingelte dann aber in den nordamerikanischen Ligen bei Kansas City und dem Puerto Rico FC rum, ehe ihn Sportchef Alain Sutter als ersten Sommertransfer 2018 nach St.Gallen holte.

Der Wechsel in die Ostschweiz war für die Karriere des Katalanen ein Glücksfall: Quintillà schlug sofort ein, übernahm im Mittelfeld der Espen eine Schlüsselrolle und hatte in der vergangenen Spielzeit mit 18 Skorerpunkten massgeblichen Anteil an der Vize-Meisterschaft.

Anders als Silvan Hefti, Cedric Itten oder Ermedin Demirović entschloss sich Quintillà trotz Angeboten, weiter in St.Gallen zu spielen. Die aktuelle Saison verdeutlichte dem Spanier aber, dass ein zweiter Platz mit den Ostschweizern eher Ausnahme als Regel sein wird, dass er anderswo deutlich mehr verdienen kann und dass er einen Wechsel jetzt anstreben muss, wo er noch nicht als Fussball-Rentner gilt.

«Mitten in der Entwicklung»

Im Kalenderjahr 2021 hat lediglich Basel weniger Punkte geholt als der FC St.Gallen, der nun nur noch sechs Punkte Vorsprung auf den Barrage-Platz aufweist. Vor der letzten Partie in Luzern (2:4) sagte Trainer Peter Zeidler, dass er «eine Mannschaft mitten in der Entwicklung» trainiere – eine Aussage, die man eher nach fünf als nach 23 Spieltagen erwarten würde.

Und doch trifft sie den Nagel auf den Kopf: Mit einem Budget von nicht einmal acht Millionen Franken und einem der tiefsten Lohnniveaus aller Super-League-Clubs wird der FC St.Gallen seine Leistungsträger niemals länger halten können und sich immer wieder von Neuem «mitten in der Entwicklung» befinden.

Sutter wird weitere Quintillàs finden

Dass die Espen dennoch ambitioniert auftreten und so wie vergangene Saison auch einmal zum Low-Budget-Meisterkandidaten avancieren, darf niemals als Selbstverständlichkeit betrachtet werden. Wer sich nun angesichts von Quintillàs Abgang über den «Sparwahn» von Hüppi und Co. echauffieren möchte, der sei daran erinnert, dass den FC St.Gallen während der Pandemie genau diese Strategie vor dem finanziellen Garaus bewahrte.

Sportchef Alain Sutter ist es zuzutrauen, dass er irgendwo im fussballerischen Nirgendwo weitere Quintillàs auftreiben wird. Dass die Espen ihre Stars aber ohne Ablöse ziehen lassen, muss genauso wie ein Vizemeister-Titel die Ausnahme der Regel bleiben.

veröffentlicht: 12. März 2021 16:08
aktualisiert: 12. März 2021 16:08
Quelle: FM1Today

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