Vertrauen ist gut, Kontrolle besser

«In zwei bis sechs Tagen ist man tot» – ein Pilz-Check kann Leben retten

· Online seit 01.09.2023, 22:31 Uhr
Von September bis Oktober machen sich Pilzjäger wieder auf die Suche nach Waldjuwelen. Doch nicht alle sind geniessbar – teils endet der Verzehr mit einem Besuch im Spital. Um eine Vergiftung zu verhindern, solltest du den Gang zur Pilzkontrollstelle machen.
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Spätestens ab Anfang September haben Champignons, Eierschwämmchen und Co. wieder ihre Sternstunde. Pilzliebhaber und Pilzsammlerinnen stürmen in die Wälder, zwacken die Juwelen aus dem Boden und geben sich zu Hause die volle Dröhnung mit verschiedenen Pilz-Gerichten. Im Rausch der Fungi-Jagd sollte man dennoch vorsichtig sein.

Pilzvergiftungen sind im letzten Jahr um 25 Prozent gestiegen – was auf das gute Pilzjahr zurückzuführen sei. Pilzkontrollierende haben 2022 die Rekordmenge von 54 Kilogramm tödlich giftigen Pilze aussortiert. Mit einem Gang zur Pilzkontrollstelle in deiner Nähe bleibt ein Znacht à la Fungi geniessbar – und endet nicht im Spital.

Grosse Vielfalt, grosse Verwechslungsgefahr

Die Pilzvielfalt in der Schweiz ist sehr gross, deshalb gibt es auch viele ungeniessbare und giftige Pilze darunter. «Die häufigsten Speisepilze, die in der Kontrolle auftauchen, sind Steinpilze, Maronenröhrlinge, Parasolpilze, Eierschwämmchen und Champignons», sagt Mediensprecherin Marionna Schlatter von der Schweizerischen Vereinigung amtlicher Pilzkontrollorgane (VAPKO). Gallenröhrling oder heikle Täublingsarten liegen öfters auf dem Kontrolltisch.

Täuschungen gäbe es bei so einer Fungi-Vielfalt sehr oft. «Viele Arten werden verwechselt. Zum Beispiel der Steinpilz mit dem sehr bitteren Gallenröhrling oder der Wurzelnden Bitterröhrling», so Schlatter. Auch bei Champignons komme es zu Verwechslungen – im schlimmsten Fall mit dem Knollenblätterpilz.

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«Der Knollenblätterpilz enthält Amatoxin, ein gefährliches Gift, welches die Leber zerstört», erzählt Schlatter. Es gäbe mehrere Arten – weisse oder grünliche. Bei tödlichen Verläufen trete der Tod innert zwei bis sechs Tagen ein. Überlebende erholten sich innert etwa drei Wochen.

Paracelsus ist nichts für Pilze

Ein Arzt vom 16. Jahrhundert meinte einst, dass die Menge macht, dass ein Ding kein Gift ist. Schlatter ist der Meinung, dass dieses Sprichwort nicht für die Fungi-Welt zählt. «Das hängt von der Pilzart und dem Gift ab. Bei tödlich giftigen Pilzen reicht oft schon eine kleine Menge, ein Pilz, deshalb ist diese Regel gefährlich.»

Bei leicht giftigen Pilzen könne Magen-Darm-Beschwerden bereits 30 Minuten nach dem Pilzgenuss eintreten. Generell gilt laut Schlatter: «Je länger die Latenzzeit, desto giftiger ist der Pilz.» Latenz beschreibt hier die Zeit zwischen Konsum und Symptomen.

Die Freude am Pilzen soll laut Schlatter damit nicht verfallen. «Wenn man die wichtigste Grundregel beachtet, den Gang zur Pilzkontrollstelle, bleiben böse Folgen erspart.»

veröffentlicht: 1. September 2023 22:31
aktualisiert: 1. September 2023 22:31
Quelle: Today-Zentralredaktion

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