Sie könne nicht schlafen, lamentierte die Frau in der spanischen Morgensendung «La Mañana» des öffentlich-rechtlichen Senders «Televisión Española» TVE. Schuld an der Insomnie soll ihre Nachbarin sein – wegen ihrer «Feurigkeit» («la fogosidad»). Sie habe zu laut Sex. Dies berichten mehrere spanische Medien, etwa die Zeitung «El Debate».
Risse im Haus wegen Liebesspiel
Die Frau berichtete von störenden Geräuschen, die sie aus dem Bett der Nachbarin höre. Diese liessen sie in der Nacht wachliegen. Sogar die Heizkörper würden vibrieren, sagte die Frau. Sie zeigte Risse im Haus, die durch die leidenschaftlichen Liebesspiele der Frau entstanden sein sollen. Im Beitrag deutete die Frau ausserdem an, dass ihre Nachbarin womöglich der Sexarbeit nachgehe und berichtete, dass die Nachbarin von der Gemeindeverwaltung eine Geldstrafe wegen Lärmbelästigung erhalten habe – weil sie die zulässigen Dezibel überschritten habe. Das war 2017.
Frau und TV-Sender müssen 10'000 Euro zahlen
Nun wurden die Frau und der TV-Sender verurteilt. Der Oberste Gerichtshof in Spanien bestätigte ein Urteil des Provinzgerichts in Salamanca. Sie müssen dem Opfer eine Entschädigung von 10'000 Euro zahlen. Zudem muss TVE das Urteil in der Morgenshow oder den Nachrichten ausstrahlen.
Die Frau habe in der Morgenshow Informationen preisgegeben, die nicht von öffentlichem Interesse oder Relevanz seien. Dadurch hätten die Frau und der Fernsehsender die Ehre und die Privatsphäre der Frau verletzt. Das Gericht hält fest, dass diese über dem Recht auf Meinungsäusserung stehen.
Es sei «nicht gerechtfertigt und unverhältnismässig, wenn die Frau in einer Fernsehsendung behauptet, dass die Lärmbelästigung durch die intensiven sexuellen Aktivitäten der Nachbarin verursacht werden könnte», hält das Gericht fest. Eine Berufung der angeklagten Frau wies die Zivilkammer zurück.
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