Ein Land in Trauer

«Sie mochte gutes, regionales Essen» – Koch der Queen erzählt über ihre Freundschaft

09.09.2022, 20:40 Uhr
· Online seit 09.09.2022, 16:34 Uhr
Auf den Strassen von London herrscht seit Donnerstagabend eine getrübte Stimmung. Dann wurde bekannt, dass die Queen verstorben ist. Doch nicht nur in Grossbritannien herrscht grosse Trauer, sondern auch beim ehemaligen Koch und langjährigem Freund der Queen, dem Solothurner Anton Mosimann.
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Am Donnerstagabend kam die traurige Nachricht, dass Queen Elisabeth II. im Alter von 96 Jahren und nach über 70 Jahren auf dem Thron verstorben ist. Die Nachricht versetzte nicht nur ganz Grossbritannien, sondern die ganze Welt in Trauer und Melancholie.

«Sie hatte gerne gutes Essen»

Darunter auch Anton Mosimann. Seine Gedanken sind auch noch am Tag nach der tragischen Nachricht vollkommen bei der royalen Familie. «Als ich von ihrem Tod erfuhr, war ich schockiert und sehr traurig. Ich musste so einige Tränen vergiessen, auch heute noch. Die Queen habe ich immer sehr geschätzt», sagt er. Über 45 Jahre war Mosimann mit der Queen befreundet und durfte sie in dieser Zeit bekochen. «In so einer langen Freundschaft erlebt man einiges zusammen», so Mosimann. «Sie war eine unglaublich interessante Person. Man konnte mit ihr über Gott und die Welt diskutieren und sie wusste immer über alles Bescheid. Auch war sie eine sehr humorvolle Frau.» Weiter beschreibt Mosimann die Queen als eine «sehr tolle und aufrichtige Frau».

Regionalität und Bio waren der Queen auf ihrem Teller wichtig. «Sie wollte immer darüber informiert werden, wo die Produkte genau herkommen», so der ehemalige Chefkoch. Weiter erzählt er, dass einige der Lebensmittel sogar aus dem eigenen Garten des Königshauses stammten. Zum Chef de Cuisine wurde Mosimann ernannt, weil der Queen sein Kochstil schmeckte: «Sie hatte gerne gutes und leichtes Essen. Da ich bereits in Japan und Italien gearbeitet hatte, wusste ich, wie man solche Gerichte zubereiten konnte», erzählt Mosimann. Doch eine Zutat durfte auf keinen Fall im Kochtopf landen: «Knoblauch! Ihr schmeckte Knoblauch ganz und gar nicht. Für uns war das jedoch nie ein Problem.» Ihre Dankbarkeit gegenüber der Küche zeigte die Queen, indem sie Mosimann und seinem Team mehrere Male einen von Hand geschriebenen Brief zuschickte.

«Die Stimmung in London kann man nicht beschreiben»

Rahel Liebetrau, ehemalige Radio-Argovia-Moderatorin, lebt seit mehreren Jahren im Herzen von London. Als sie von der traurigen Nachricht erfuhr, sass Liebetrau gerade in einem Klassenzimmer: «Ich war am Elternabend meines Sohnes. Plötzlich rief jemand aus den hinteren Reihen, dass die Queen verstorben ist», so Liebetrau. Obwohl ihr Sohn eine internationale Schule besucht und dadurch nur wenige aus England stammende Familien anwesend waren, sei die Betroffenheit unglaublich gross gewesen. Weiter erzählt sie: «Es hat den ganzen Tag geregnet. Doch als die Nachricht verkündet wurde, dass die Queen nicht mehr lebt, hat es aufgehört und über dem Königshaus bildete sich ein Regenbogen.»

Die Stimmung in den Londoner Strassen beschreibt die ehemalige Radio-Moderatorin zwar als bedrückt, jedoch könne man die Situation in der Grossstadt nicht genau beschreiben: «In London herrscht momentan eine gewisse Ruhe. Mann kann die Stimmung nicht wirklich beschreiben. Nicht einmal eine Stunde nachdem ihr Tod bekannt geworden war, waren bereits die ersten Fahnen auf halbmast gestellt.»

Weshalb es zu so einer unerklärbaren Stimmung in der Grossstadt kommt, kann sich die ehemalige Moderatorin nur so erklären: «Mann kann es immer noch nicht glauben. Königin Elisabeth war für das Land eine Konstante und ein Fels in der Brandung. Die Frau war unglaublich diszipliniert und stark. Alle hatten grossen Respekt vor ihr.» Das ist laut Liebetrau auch der Grund, weshalb Grossbritannien in so einer tiefen Trauer steckt.

(red.)

veröffentlicht: 9. September 2022 16:34
aktualisiert: 9. September 2022 20:40
Quelle: ArgoviaToday

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