Nach über sechs Jahren

Neues Gutachten zeigt: Bergsturz in Bondo war absehbar

22.12.2023, 12:19 Uhr
· Online seit 22.12.2023, 11:46 Uhr
Bei der juristischen Aufarbeitung des Bergsturzes bei Bondo bringt ein neues Gutachten die Wende: Die Katastrophe, bei der acht Menschen ums Leben kamen, sei vorhersehbar gewesen. Jetzt muss die Staatsanwaltschaft entscheiden, ob der Fall vors Gericht kommt.
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In einer 60-seitigen Expertise, die dem «Beobachter» vorliegt, wird die Gefahr, auf dem Wanderweg zur Sciorahütte zu sterben, als «inakzeptables Risiko» bezeichnet. Laut der Einschätzung im Gutachten des unabhängigen Geologen Thierry Oppikofer hätten die Verantwortlichen das Bondasca-Tal vor der Tragödie sperren müssen. Mehrere Ereignisse hätte vorgängig auf das Unglück im August 2017 hingewiesen.

Bereits zwei Wochen vor dem Unglück hätten Messungen am Piz Cengalo eine besorgniserregende Beschleunigung der Felsbewegungen gezeigt, schreibt das Medium weiter. In den zwei Wochen vor dem Bergsturz hätte es mindestens 37 Stürze gegeben.

Gutachten bestätigt Zweifel von Angehörigen

Damit würde das Gutachten den bisherigen Einschätzungen der Staatsanwalt widersprechen. Diese hat das Verfahren zwei Jahre nach dem Unglück eingestellt. Die Untersuchungsbehörde stützte sich damals auf einen Bericht des Amts für Wald und Naturgefahren (AWN), welches eine Vorhersehbarkeit des Bergsturzes verneinte.

Bereits im 2021 musste die Bündner Staatsanwaltschaft die Strafuntersuchung fortführen. Angehörige der acht Opfer des Unglücks hatten vor Bundesgericht Erfolg mit einer Beschwerde. Ihre Zweifel werden nun durch das neue Gutachten bestätigt.

Staatsanwaltschaft ist wieder am Zug

Jetzt muss der Fall wieder aufgerollt werden, denn das Bundesgericht hat laut «Beobachter» den Entscheid korrigiert. Die Staatsanwaltschaft muss nun entscheiden, ob sie Anklage wegen fahrlässiger Tötung erhebt und den Fall nach mehr als sechs Jahren vor ein Gericht bringt.

Dem «Beobachter» gegenüber wollten weder das AWN noch die ins Verfahren involvierten Fachleute zu den neuen Erkenntnissen und Einschätzungen Stellung nehmen. Sie würden mit Verweis auf das laufende Verfahren nichts sagen.

Im Video vom August 2022 siehst du das Ausmass des Felssturzes, der sich zu diesem Zeitpunkt zum fünften Mal jährte.

Quelle: FM1Today/Tim Allenspach

(kop)

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veröffentlicht: 22. Dezember 2023 11:46
aktualisiert: 22. Dezember 2023 12:19
Quelle: FM1Today

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