Nach Patententzug für «Älpli»

«Grenzüberschreitung»: Trychler belagern Haus von Gommiswalder Gemeindepräsident

11.04.2022, 19:49 Uhr
· Online seit 11.04.2022, 19:48 Uhr
Der Wirtin des Gommiswalder Restaurants «Älpli» wurde das Patent entzogen, weil sie mehrfach gegen Coronaauflagen verstossen hatte. Nicht alle wollen diesen Entscheid hinnehmen: Am Samstag demonstrierten Freiheitstrychler und andere Coronaskeptiker deshalb vor dem Haus des Gommiswalder Gemeindepräsidenten.

Quelle: tvo

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Es ist ein weiteres Kapitel in einer mittlerweile nervtötenden Angelegenheit. Seinen Anfang nahm diese vor rund einem Jahr während des Corona-Lockdowns. Damals veranstalteten etwa 90 Massnahmengegner ein Fest im besagten Restaurant «Älpli» in Gommiswald. Die Polizei verteilte anschliessend zwar Bussen, löste die Veranstaltung aufgrund der Verhältnismässigkeit aber nicht auf, wie es damals hiess.

Trychler führen Aufmarsch an

Abgeschlossen war die Geschichte damit aber noch lange nicht, im Gegenteil. Nach etlichen Gerichtsprozessen und Bussen gegen einzelne Älpli-Gäste sowie neuerlichen Coronaverstössen der Restaurantbetreiber hatte der Gemeinderat von Gommiswald Ende März genug von den Querelen rund um das Lokal: Er entzog der Wirtin das Patent für ihr Restaurant.

Wer dachte, dass die Angelegenheit damit ein Ende nimmt, lag falsch. Denn am Samstag marschierten zahlreiche Coronagegner, angeführt von einer Gruppe Freiheitstrychler, in Gommiswald auf – direkt vor dem Haus von Gemeindepräsident Peter Hüppi. Die Demonstrierenden wollten ihn direkt zur Rede stellen für den Entscheid bezüglich Älpli. 

Grabkerze vor Haus deponiert

Hüppi allerdings war zu dieser Zeit nicht zuhause. Als TVO ihn am Montag besucht, äussert er seine Gedanken zum Volksaufmarsch vor seinem Haus: «Es macht betroffen. Es macht betroffen wegen meiner Familie und meinem privaten Umfeld, das letztendlich nichts mit meinem Amt als Gemeindepräsident zu tun hat.»

Er hält auch fest, dass es sich beim Patententzug keinesfalls um einen Alleinentscheid seinerseits gehandelt hat. «Es ist ein demokratischer Entscheid des Gemeinderats», so Hüppi. Umso fragwürdiger ist die Konzentration der Demonstrierenden auf eine Einzelperson. Für die Parteien im Dorf ist der Aufmarsch eine Frechheit und eine klare Grenzüberschreitung. Völlig unangebracht ist dabei besonders eine Aktion der Coronaskeptiker – sie platzieren eine Grabkerze vor Hüppis Haus.

Die Wirtin des Älpli gab gegenüber TVO telefonisch Auskunft. Sie sei selbst nicht beim Umzug dabei gewesen. Bereits früher hat sie angekündigt, dass sie Einspruch gegen den Patententzug erheben will.

Neue «Eskalationsstufe» erreicht

Mit dem Aufmarsch vor dem privaten Haus von Peter Hüppi erreicht die Gommiswalder Saga eine neue Ebene. Dieser Meinung ist Franziska Steiner, Vorsitzende der örtlichen Mitte-Partei. «Es macht mich äusserst betroffen. Dass ein Gemeindepräsident Kritik ausgesetzt ist, gehört zu unserem Demokratieverständnis, doch dass Familienmitglieder miteinbezogen werden, macht mich sprachlos.»

Gemeindepräsident Hüppi hat selber keine Angst vor den Demonstranten. «Ich glaube an unsere Demokratie und unser System in der Schweiz. Ich denke, dass die Verhältnismässigkeit am Ende gewinnt.» Hüppi will deshalb auch keine rechtlichen Schritte einleiten – auf ein neuerliches Auftauchen der Demonstrierenden kann er aber wohl gerne verzichten.

veröffentlicht: 11. April 2022 19:48
aktualisiert: 11. April 2022 19:49
Quelle: FM1Today

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