Basejumping

Bis jetzt 13 Tote in Walenstadt: «Verbote nützen nichts»

18.07.2022, 14:49 Uhr
· Online seit 18.07.2022, 14:30 Uhr
Einmal mehr stürzt bei Walenstadtberg ein Basejumper in den Tod. Dieses Mal trifft es einen 31-jährigen Ukrainer. Die Kantonspolizei St.Gallen kann dabei nur zusehen, denn ein Verbot wäre nur in der Macht der Gemeinde. Diese winkt allerdings ab.
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«Der Basejumper prallte auf einem relativ flachen Gebiet auf, dort hat es Wiese und Steine», sagt Hanspeter Krüsi, Leiter der Kommunikation bei der Kantonspolizei St.Gallen. Nach dem Aufprall sei der 31-jährige Ukrainer noch einmal 300 Meter abgestürzt. Beim Unfall vom Samstag zog sich der Mann, der in Dubai wohnhaft war, tödliche Verletzungen zu (FM1Today berichtete). Er habe sich schon seit ein paar Tagen in der Schweiz aufgehalten, um seinen Sport auszuüben.

Seit dem Jahr 2000 13 Tote in Walenstadt

Beim Unfall bei Walenstadtberg, oberhalb des Walensees, handelt es sich nun schon um den zweiten tödlichen Absturz eines Basejumpers im laufenden Jahr. Seit dem Jahr 2000 gab es auf dem Gemeindegebiet von Walenstadt 17 Basejumping-Unfälle. In 13 Fällen endeten die Abstürze tödlich. Bei vier Abstürzen wurden die Springer verletzt, meist schwer. Nichts neues für die Polizei, denn «in den vergangenen Jahren gab es jedes Jahr mehrere solcher Abstürze», sagte Mediensprecher Florian Schneider schon beim letzten fatalen Absturz im Mai dieses Jahres.

Polizei kann nichts dagegen machen

«Es liegt nicht in der Aufgabe der Kantonspolizei, dort Massnahmen zu ergreifen», sagt Mediensprecher Krüsi. Die Blauchlichtorganisationen stellten aber auch fest, dass es regelmässig zu tödlichen Unfällen kommt. «Leider ist das eine Problematik, denn beim Basejumping handelt es sich um eine Risikosportart.» Krüsi stellt aber auch klar: «Sieht man sich an, wie oft sie springen und wie oft es gut geht, ist es auch immer eine Frage des Verhältnisses.»

«Verbote nützen nichts»

Tipps zum «sicheren» Basejumping gebe es darum auch nicht wirklich. «Die Polizei ist keine Expertin in Sachen Basejumping», sagt Krüsi. Bei den Jumpern handle es sich um eine «riesige Szene, die sehr gut vernetzt ist». Diese tausche sich im Internet aus und gebe Tipps und Tricks rund ums Fliegen vom Berg. Krüsi sehe auch bei jedem dieser Vorfälle wieder, dass sich die Jumper minutiös vorbereiten und den Sport eigentlich seriös betreiben wollen. Und Krüsi stellt klar: «Letztendlich ist das eine Risikosportart. Und dabei nützen irgendwelche Verbote wahrscheinlich nichts.»

«Verbote erlassen bis an den Bach runter»

Ebenso sieht es der Gemeindepräsident von Walenstadt, Angelo Umberg. Er sagt: «Als Gemeinde kann man theoretisch Verbote erlassen bis an den Bach runter. Aber sie sind nicht umsetzbar.» Falls man ein solches Verbot erlassen würde, müsste zum Beispiel das Personal bei der Talstation in jeden Rucksack schauen. Versteckt sich ein «Wingsuit» darin, würde der Person der Zutritt zur Bahn verwehrt. «Das ist nicht umsetzbar», sagt Umberg.

Auch bei Basejumpern gibt es die Vorsichtigen – und die anderen

Ferner müsse man auch immer das Motiv eines jeden Basejumpers prüfen. «Wenn ich ein Genussspringer bin, dann fliege ich runter und so schnell wie möglich raus, weg von den Felsen. Dort geniesse ich dann die Aussicht und ziehe anschliessend meinen Fallschirm», sagt Umberg. Es gibt aber Basejumper, die würden am liebsten so nahe wie möglich an den Bergwänden entlangsegeln und wenn möglich sogar noch einen «Shakehand», also einen Handschlag, mit einem Kollegen auf dem Boden riskieren. «Ich bin Mountainbiker. Und auch ich muss wie jeder Skifahrer oder Kletterer immer wieder Risiken abwägen», sagt Umberg. «Stürze ich mich jetzt durch diesen Parcours oder bleibe ich vorsichtig?»

veröffentlicht: 18. Juli 2022 14:30
aktualisiert: 18. Juli 2022 14:49
Quelle: FM1Today

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