Stadt St.Gallen

Die Zürcherstrasse ist fertig saniert – doch diese Markierung sorgt für Ärger

· Online seit 22.12.2023, 17:15 Uhr
St.Gallen hat eine Grossbaustelle weniger. Während an der Stadtautobahn immer noch rege gebastelt wird, konnte die Stadt die Sanierung der Zürcherstrasse abschliessen, sogar früher als geplant. Die Anwohnenden sind erleichtert – mit dem Resultat sind aber nicht alle glücklich.
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Es war eine zähe Zeit für die Anwohnerinnen und Anwohner und vor allem auch das Gewerbe an der Zürcherstrasse: Während rund eineinhalb Jahren verkam die Hauptstrasse im St.Galler Lachenquartier, die wichtigste Zufahrtstrasse zum Zentrum im Westen der Stadt, zur Grossbaustelle. Auch wenn die Strasse stets in beide Richtungen befahrbar war, belasteten die Einschränkungen die Nerven von Autofahrern und Anwohnern. Immer wieder waren Zufahrten zur Strasse und zu den Geschäften gesperrt, was dem Kundenaufkommen alles andere als zuträglich war.

Erleichterung über Abschluss der Arbeiten

Nachdem die Arbeiten nun grösstenteils abgeschlossen sind – gar einen Monat früher als geplant – überwiegt bei den Gewerblern im Quartier deshalb die Erleichterung. So sagt beispielsweise Claudia Pinto, die ein Coiffeurgeschäft an der Zürcherstrasse betreibt: «Ich bin froh, dass es früher fertig wurde. Für die Kunden war es schon sehr umständlich, weil die Zufahrt manchmal von einem auf den anderen Tag gesperrt wurde.» Sie habe diese dann jeweils kurzfristig telefonisch informieren müssen, was ein erheblicher Zusatzaufwand gewesen sei.

Mit der Kommunikation der Behörden während der Sanierung sind viele der Gewerbetreibenden ohnehin unzufrieden, wie eine (nicht repräsentative) Umfrage vor Ort zeigt. Die Befragten äussern unisono, dass sie im Dunkeln gelassen wurden über Zeitpunkte und Orte der Sperrungen.

«Es wäre schön gewesen, wenn wir eine Woche im Voraus gewusst hätten, wann die Zufahrt nicht möglich ist», sagt beispielsweise Yvonne Zgraggen, die ein Blumengeschäft an der Zürcherstrasse betreibt. Auch Marlène Ammann, Filialleiterin einer Bäckerei, sagt: «Wir wurden ganz am Anfang über das Projekt informiert – und dann kam nichts mehr.»

Begrünung und Bushaltestelle als positive Punkte

Immerhin: Jetzt, wo die Strasse fertig saniert ist, können die Gewerblerinnen der Neugestaltung aber doch auch positive Aspekte abgewinnen. So sagt Coiffeuse Claudia Pinto: «Es ist natürlich toll, dass es eine richtige, überdachte Bushaltestelle gibt. Da war ja vorher nur ein Bänkli.» Ebenfalls begrüsst Pinto, dass der Mittelstreifen «ein wenig» begrünt wurde.

Ampel und Mittelstreifen sorgen für Skepsis

Darüber freuen tut sich auch Yvonne Zgraggen. Kritischer sieht sie hingegen die Verkehrsmassnahmen: «Bezüglich den Ampeln und der Spurverkleinerung sind wir skeptisch. Ich kann mir gut vorstellen, dass der Stau zunimmt, wenn man die Busse nicht mehr überholen kann. Und ob es zu mehr Sicherheit führt, weiss ich nicht.»

Sie spricht damit unter anderem den neuen Mehrzweckstreifen in der Mitte der Strasse an. Mit einem circa zwei Meter breiten neuen Mittelstreifen will die Stadt die Sicherheit «für alle Verkehrsteilnehmenden» verbessern.

Für noch mehr Skepsis als der Mittelstreifen sorgt einer der zwei neuen Güterumschlagsplätze – bei Bäckerei-Filialleiterin Marlène Ammann. Dies aus zweierlei Gründen: «Wir würden gerne draussen Tische aufstellen. Das ist ein Bedürfnis der Kundschaft, ich werde praktisch täglich darauf angesprochen.» Da nun aber direkt vor der Bäckerei einer der Güterumschlagplätze installiert wurde, ist Ammann wenig zuversichtlich, dass dies in Zukunft von der Stadt noch bewilligt wird, bei welcher ein entsprechendes Gesuch hängig ist.

Sicherheitsbedenken: «Ich warte nur, bis es tätscht»

Kein Verständnis hat Ammann auch für die Randsteine, die recht hoch gebaut wurden. «Jeder, der hier hält, fährt deshalb rückwärts, um dort, wo der Randstein tiefer ist, wieder in die Strasse zu gelangen. Das ist gefährlich.» Schliesslich sei Tempo 30, das während der Baustellenzeit galt, nun wieder aufgehoben und der Verkehr manchmal zügig unterwegs. «Ich warte nur darauf, bis es tätscht», sagt Ammann.

Sie ist nicht die einzige, die deswegen Sicherheitsbedenken hat. Auch Claudia Pinto gibt zu bedenken: «Es gibt viele, die einfach durchrasen. Ich hätte nichts dagegen, wenn Tempo 30 geblieben wäre. Es hat hier so viele Fussgänger und auch Kinder, die unterwegs sind.»

Dass das Tempolimit nicht dauerhaft auf 30 festgesetzt wurde, hängt mit einem Entscheid der St.Galler Kantonsregierung zusammen. Sie lehnt 30er-Zonen auf Kantonsstrassen – die Zürcherstrasse ist eine davon – kategorisch ab. Dies, obwohl sich der St.Galler Stadtrat für die Einführung einer 30er-Zone ausgesprochen hatte (FM1Today berichtete).

Letzter Sanierungsschritt im kommenden Sommer

Obwohl mit dem Resultat nicht alle uneingeschränkt glücklich sind, überwiegt bei den Ladenbesitzerinnen die Erleichterung, dass die Grosssanierung überstanden ist – beinahe jedenfalls: Im kommenden Sommer wird der Deckbelag auf der Strasse eingebaut, dann wird die Zürcherstrasse kurzzeitig komplett gesperrt und der Verkehr umgeleitet.

veröffentlicht: 22. Dezember 2023 17:15
aktualisiert: 22. Dezember 2023 17:15
Quelle: FM1Today

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