Schepenese

St.Galler Mumie bleibt in der Stiftsbibliothek – «Gespräche müssen weitergehen»

20.06.2023, 19:08 Uhr
· Online seit 20.06.2023, 12:22 Uhr
Die Mumie Schepenese soll aus der Stiftsbibliothek zurück nach Ägypten gebracht werden. Das forderten mehrere Personen rund um Regisseur und Autor Milo Rau. Daraus wird nichts: Die Mumie bleibt, wo sie ist. Rau hofft, dass die Gespräche trotzdem weitergehen.

Quelle: TVO

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«Der Administrationsrat und die Stiftsbibliothek nutzten die vergangenen Monate, um Fragen rund um eine mögliche Rückführung der Mumie Schepenese zu prüfen, die im vergangenen November in einer St.Galler Erklärung für Schepenese gefordert wurde», heisst es in einer Mitteilung.

In dieser Zeit trafen sich der Administrationsratspräsident Raphael Kühne und der Stiftsbibliothekar Cornel Dora mit dem ägyptischen Botschafter Wael Gad und der First Secretery der ägyptischen Botschaft, Amira Elkaramani. Begleitet wurde das Treffen von der stellvertretenden Leiterin der Fachstelle Internationaler Kulturgütertransfer des Bundes in Bern.

«Das Projekt wird nicht weiterverfolgt»

Weiter heisst es: «Nach all diesen Diskussionen und Prüfungen kommt der Administrationsrat des Konfessionsteils, dem Eigentümer der Mumie, zum Schluss: Das Projekt zur Rückführung der Mumie wird nicht weiterverfolgt.»

«Die Auswertung aller noch erhaltenen Quellen zur Geschichte von Schepenese und ihren Särgen zeigt, dass bei der aktuellen Situation weder in rechtlicher Hinsicht noch im Hinblick auf die aktuelle Ausstellungspraxis Handlungsbedarf besteht. Es handelt sich um ein vor langer Zeit legal in die Schweiz gelangtes Kulturgut, das wissenschaftlich sehr gut aufgearbeitet ist und in einem würdigen Ambiente gezeigt wird.»

«Der zu gehende Weg ist noch weit»

Der Regisseur und Autor Milo Rau, der die «St.Galler Erklärung» ins Leben rufte und damit die Diskussion um die Rückführung der Mumie in Gang brachte, zeigt sich gegenüber FM1Today enttäuscht: «Dass sie jetzt nach ein paar quasi-privaten Gesprächen, ohne die geringste Zusammenarbeit mit einem der 200 ägyptischen Unterzeichnenden der Restitutions-Forderung, einfach ihre bereits bekannten Behauptungen aufsagen, zeigt, wie weit der zu gehende Weg noch ist. Nicht nur im Fall von Schepenese.»

Rau wünscht sich, dass die Gespräche zwischen den Unterzeichnern der Erklärung, dem Administrationsrats und der Stiftsbibliothek weitergehen. «Wir freuen uns zu sehen, dass die Stiftsbibliothek durchaus den Dialog mit Ägypten pflegen will und so der kulturellen Verpflichtung, die sie durch die Ausstellung von Schepenese eingegangen ist, nachkommen möchte», sagt der Regisseur gegenüber FM1Today.

Ägyptischer Botschafter besucht St.Gallen

Der Stiftsbibliothek gehe es «weniger um die Exposition von Objekten», sondern «vielmehr um deren Einbettung in einen Kontext von Zeit, Kultur und Wissen».

Das sei der Bibliothek gelungen. «Im Weltkulturerbe Stiftsbezirk St.Gallen ist so ein neuer, wertschätzender Sinnzusammenhang für die Mumie und ihre Särge entstanden. Ägypten mit seiner Kultur verfügt mit der Mumie in der Stiftsbibliothek über ein Fenster mit Strahlkraft mitten im Herzen Europas.»

Der Administrationsrat bleibe im Dialog mit der ägyptischen Botschaft und prüfe mögliche Zusammenarbeitsfelder im Kontext der Mumie. Dazu besucht auch der ägyptische Botschafter St.Gallen.

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veröffentlicht: 20. Juni 2023 12:22
aktualisiert: 20. Juni 2023 19:08
Quelle: FM1Today

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