Spitzguuge

Zwei wichtige Punkte im Meisterrennen

13.07.2020, 08:25 Uhr
· Online seit 13.07.2020, 06:07 Uhr
«Bei Itten zu früh, bei Demirović zu spät reagiert», lautet das Fazit von Sportjournalist Dominic Ledergerber nach dem gestrigen 1:1-Unentschieden des FC St.Gallen gegen Servette. Trotzdem sei die Woche erfolgreich gewesen, weil die Espen auch nach den schwierigen Auswärtspartien in Genf und Lugano (3:3) Leader sind.
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Die Partie in Genf war schon fast vorbei, als FCSG-Stürmer Ermedin Demirović (22) die Sicherungen durchbrannten. Erst wurde die Alavés-Leihgabe in der 89. Minute wegen Meckerns verwarnt. Und als Demirović tief in der Nachspielzeit zu einem Frustfoul ansetzte, flog er folgerichtig vom Platz. Ein überaus dämlicher Platzverweis, zumal Trainer Peter Zeidler am Donnerstag im Heimspiel gegen Luzern nur ungern auf den bosnischen Torgarant (zwölf Treffer in 23 Einsätzen) verzichtet.

Doch wo kam Demirovićs Frust bloss her? Vielleicht war er erbost darüber, dass von seinen drei Toren in der letzten Woche nur eines zählte? Sowohl am Donnerstag in Lugano als auch gestern in Genf wurde dem Stürmer jeweils ein Tor aufgrund einer Abseitsposition aberkannt. Was nicht zu erstaunen vermag – schliesslich wird gemäss einer Erhebung von fussballtransfers.com nur Xamax-Oldie Raphaël Nuzzolo (37) häufiger aus dem Abseits zurückgepfiffen:

Die Abseitskönige der Super-League-Clubs

Club Spieler aus dem Abseits zurückgepfiffen
1. Xamax Raphaël Nuzzolo  30
2. FC St.Gallen Ermedin Demirović  23
3. FC Basel Kemal Ademi  22
4. YB Jean-Pierre Nsamé  19
5. FC Luzern Pascal Schürpf  19
6. FC Lugano Alexander Gerndt  17
7. FC Thun Simone Rapp  15
8. FC Zürich Blaz Kramer  14
9. Genf Servette Koro Koné  12
10. FC Sion Patrick Luan 9
Quelle: fussballtransfers.com

Wahrscheinlicher ist, dass Ermedin Demirović damit haderte, dass der FC St.Gallen wie schon in Lugano auch gestern einen Vorsprung verspielte. Leise Kritik muss sich aber auch Trainer Zeidler gefallen lassen: Er hätte Heisssporn Demirović schon nach seiner ersten Verwarnung auswechseln sollen, um diesen vor sich selbst zu schützen.

Der FC St.Gallen hätte noch einmal wechseln dürfen und mit Angelo Campos (20) auch noch eine offensive Alternative auf der Bank gehabt. So aber wartet das Churer Eigengewächs weiter auf seinen ersten Super-League-Einsatz seit Ende August 2019.

Itten ging zu früh

Einen anderen Stürmer wechselte Peter Zeidler indes eher zu früh aus: Cedric Itten (23). Der Basler in den Reihen der Espen musste schon nach 56 Minuten André Riberio (23) platzmachen. Ohne Ittens Kopfballstärke und physische Präsenz tat sich der FC St.Gallen gestern in der zweiten Halbzeit extrem schwer, Torgefahr zu kreieren. Am Ende nahmen die Ostschweizer aber nicht nur einen eher glücklichen Punkt aus dem Stade de Genève mit, sie eroberten damit auch die Tabellenführung von YB zurück.

Und das ist letzten Endes wichtiger als das Versäumnis, Demirović früher auszuwechseln oder Itten länger auf dem Rasen zu belassen. Zumal gestern mit Captain Silvan Hefti (22) und Antreiber Lukas Görtler (26) zwei echte Leader gesperrt fehlten, die es zusammen schon auf 21 (!) Torbeteiligungen bringen.

Trotzdem blieb der FC St.Gallen auch im fünften Spiel in Folge ungeschlagen. Mit einem Blick auf das Restprogramm wird eine Finalissima am 2. August bei Noch-Meister YB immer wahrscheinlicher.

YB darf nun zweimal vorlegen

Wieder mit Görtler und Hefti, dafür ohne Demirović empfängt der FC St.Gallen am Donnerstag den FC Luzern. Verfolger YB hat dann bereits vorgelegt – die Berner spielen tags davor gegen die taktisch klugen Servettiens. Und auch am kommenden Wochenende sind es am Samstag die Young Boys (auswärts gegen den FC Zürich), die zuerst antreten dürfen, bevor St.Gallen am Sonntag in Thun gastiert.

Nach YB wird dann in der Folgewoche auch der FC St.Gallen zweimal vorlegen dürfen. Vorausgesetzt, die Swiss Football League (SFL) entscheidet zu Beginn dieser Woche nicht, die Saison aufgrund der Corona-Neuinfektionen beim FCZ und GC doch noch vorzeitig abzubrechen.

Saisonabbruch? Prognose schier unmöglich

Es ist das Ziel der SFL, die Saison in jedem Fall zu Ende zu bringen. Sollten jedoch auch noch in anderen Clubs Coronafälle auftreten, muss mit allem gerechnet werden. Das rein sportlich gesehen schlimmste Szenario für den FC St.Gallen wäre, dass in einem solchen Fall kein Meistertitel vergeben würde und sich diese tolle Saison in kaum einer Statistik wiederfinden würde.

Davon ist aber nur auszugehen, wenn die SFL zum Äussersten gezwungen wird. Eine Prognose ist allerdings schier unmöglich, weshalb sich die Mannschaft von Peter Zeidler nun erst recht auf die nächste Partie konzentrieren sollte. Sechs Spieltage stehen noch aus und noch immer grüssen die Espen von der Spitze.

So sieht das Restprogramm von St.Gallen und YB aus:

Nach den Strapazen der letzten Woche werden dem FC St.Gallen die vier Tage Pause bis zum Luzern-Heimspiel guttun. Die Innerschweizer haben zuletzt zwar zweimal nicht gewonnen, am Sonntag gegen Lugano aber einen Drei-Tore-Rückstand wettgemacht (3:3). Im Kybunpark werden die Luzerner nichts unversucht lassen, um den nächsten Sieg zu feiern. Und auch die St.Galler peilen nach zuletzt zwei Unentschieden weitere wichtige Punkte im Meisterrennen an.

veröffentlicht: 13. Juli 2020 06:07
aktualisiert: 13. Juli 2020 08:25
Quelle: FM1Today

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