Illegale Fasnachtsparty

Angst vor Nachahmern: Kritik am Vorgehen der St.Galler Polizei

08.02.2021, 15:09 Uhr
· Online seit 08.02.2021, 14:49 Uhr
Die Kantonspolizei St.Gallen musste am Samstag in Walenstadt eine Menschenansammlung auflösen, die sich aufgrund eines Fasnachtswagens auf dem Rathausplatz formiert hatte. Gebüsst wurde niemand, die Polizei suchte den Dialog. Eine falsche Herangehensweise, findet der OK-Präsident der Altstätter Fasnacht.
Anzeige

Die Zeit der Narren steht vor der Tür. Das bunte Treiben in den Strassen und Gassen, die Schnitzelbänke und Umzüge fallen in diesem Jahr wie so vieles anderes der Pandemie zum Opfer. Nur die Maske ist 2021 auch für Nicht-Fasnächtler Pflicht. Trotzdem liess es sich in Walenstadt am vergangenen Wochenende eine kleine Gruppe nicht nehmen und fuhr mit einem Fasnachtswagen auf den Rathausplatz. Ein Spektakel für rund hundert Schaulustige, welches die Polizei aber schnell unterband (FM1Today berichtete).

«Schon etwas Kleines kann viele Leute anziehen»

Wird die Zeit der Narren nun etwa zur Zeit der Corona-Narren? Bei der Kantonspolizei St.Gallen hofft man nicht darauf, wie Mediensprecher Florian Schneider sagt: «Wir wissen natürlich nicht, was die Fasnachtsgruppen planen. Wir hoffen aber, dass keine weiteren Events organisiert werden.» Trotzdem hat Schneider Verständnis dafür, dass es in Walenstadt zu einer Menschenansammlung gekommen ist. «Schon etwas Kleines kann in der jetzigen Zeit viele Leute anziehen. Allerdings sollte dies vermieden werden.»

In Walenstadt wurden keine Bussen ausgestellt. Die Polizei suchte den Dialog mit den Schaulustigen und stiess auf Verständnis. Die Menschenansammlung habe sich schnell aufgelöst. Künftig wolle man an dieser Strategie festhalten – auch in der Fasnachtszeit. Ein grösseres Patrouillen-Aufgebot werde es aber in den St.Galler Fasnachtshochburgen wie Altstätten oder Mels nicht geben. «Wir sind keine Corona-Polizei und suchen explizit nach Fasnächtlern. Wir reagieren auf entsprechende Meldungen.»

Trotzdem bestehe die Möglichkeit, dass die Aktion in Walenstadt Nachahmer mit sich ziehe, sagt Schneider. «Wir appellieren hier an den gesunden Menschenverstand. Jeder muss sich selbst überlegen, ob er das seiner Gesundheit antun und eine Busse riskieren will.»

«Nachahmer denken nun, dass nichts passiert»

Eine gewisse Gefahr für Nachahmer sieht auch Alex Zenhäusern, OK-Präsident der Altstätter Fasnacht: «Es vermittelt ein schlechtes Zeichen, dass die Polizei keine Massnahmen ergriffen hat. Potenzielle Nachahmer denken nun, dass ihnen nichts passiert.» Vor allem im Hinblick darauf, dass die grossen Fasnachtstage, wie beispielsweise der Schmutzige Donnerstag, erst noch bevorstehen, hat Zenhäusern nur wenig Verständnis für das Vorgehen der Polizei.

Schon im September 2020 hatten die Rheintaler Fasnachtsvereine angekündigt, dass in diesem Jahr keine Umzüge stattfinden werden. Auch sonst soll es in diesem Jahr keine offiziellen Anlässe geben, wie Zenhäusern sagt: «Wir haben das mit unserem Verein besprochen. Es wurde vereinbart, dass niemand etwas macht.» Einzig die Fasnachtsmontags-Clique werde die traditionelle Zeitung herausbringen.

Auch wenn es von offizieller Seite her nichts geben wird, ob private Fasnachtsaktionen, wie jene in Walenstadt, stattfinden werden, ist nicht vorauszusehen. «Wir als Verein werden uns an die Vorschriften des BAG halten. Was innerhalb dieser Richtlinien liegt, darf gemacht werden. Es liegt aber nicht an uns, dies zu kontrollieren. Die Stadt und die Polizei sind dafür verantwortlich.»

Alex Zenhäuserns offizielle Vereinsbekleidung wird in diesem Jahr also im Schrank bleiben. Ganz auf die Fasnacht verzichten, will aber auch er nicht: «Ich werde die Fasnacht sehr geruhsam verbringen. Ich kann mir aber vorstellen, dass wir uns doch noch zu fünft zu einem kleinen Umtrunk treffen.»

(dab)

veröffentlicht: 8. Februar 2021 14:49
aktualisiert: 8. Februar 2021 15:09
Quelle: FM1Today

Anzeige
Anzeige