Nach Todessturz am Äscher

«Der Weg ist so verlockend, man überschätzt die eigenen Fähigkeiten»

30.06.2022, 17:42 Uhr
· Online seit 27.06.2022, 19:07 Uhr
Leicht bergab und mit fantastischer Kulisse – der Weg zwischen Berggasthaus Äscher und dem Seealpsee lockt jährlich zig tausend Wanderinnen und Wanderer an. Der Weg ist jedoch als Bergweg signalisiert und weit anspruchsvoller, als manchem klar ist. Immer wieder gibt es hier tödliche Unfälle.
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Das Berghaus Äscher, in die schroffen Felsen unterhalb der Ebenalp gebaut, gehört mittlerweile zu den bekanntesten Orten in den Schweizer Alpen. Dank Instagram hat es sich zu einem Hotspot im Alpstein entwickelt und zieht jährlich zig tausende Besucherinnen und Besucher an.

Vier tödliche Unfälle innert zweieinhalb Jahren

Gerade an schönen Sommerwochenenden sind hier besonders zahlreich Gäste unterwegs – doch der Boom hat auch seine Schattenseite. Es kommt immer wieder zu tödlichen Unfällen auf dem Weg zwischen dem Bergasthaus und dem Seealpsee. Seit Herbst 2019 sind exakt auf diesem Weg gleich drei Personen tödlich verunglückt und am Sonntag stürzte eine 75-jährige Frau aus dem Kanton Bern in den Tod.

«Es gibt mehrere, sehr abschüssige und entsprechend gefährliche Stellen auf dem Weg zwischen Äscher und Chobel», sagt Roland Koster, Sprecher der Kantonspolizei Appenzell Innerrhoden. Warntafeln beim Gasthaus Äscher stellen klar, dass es sich beim Weg zum Seealpsee nicht um einen Wanderweg, sondern um einen Bergwanderweg handelt. «Auf solchen Wegen wird es schnell lebensgefährlich, wenn man stolpert oder gar stürzt», sagt Koster.

Im Wandergebiet Alpstein gibt es zahlreiche Bergwanderwege, doch kaum einer ist so populär und dermassen viel begangen wie dieser. Dass es hier zu einer Häufung von Unfällen kommt, lässt sich auch rein statistisch erklären. Doch es gibt noch einen anderen Grund.

«Drahtseil an kritischen Stellen angebracht»

«Tatsache ist, es ist ein tipptopp gesicherter Weg, an kritischen Stellen ist ein Drahtseil angebracht und der Weg wird bestens gewartet.» Dass es trotzdem gehäuft zu tödlichen Unfällen kommt, hat für Koster mit der speziellen Lage zu tun: «Die Verlockung für nicht besonders berggängige Personen ist hoch, den Weg vom Äscher zum Seealpsee zu nehmen, weil es immer abwärts geht und sich der Kraftaufwand in Grenzen hält. Dabei besteht die Gefahr, dass man seine Fähigkeiten überschätzt und übersieht, dass es sich nicht um einen gewöhnlichen Wanderweg handelt.»

veröffentlicht: 27. Juni 2022 19:07
aktualisiert: 30. Juni 2022 17:42
Quelle: FM1Today

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